Heiliger Franziskus (c) pixabay

St. Franziskus

Seit dem 1.1.2021 heißen wir: Katholische Kirchengemeinde St. Franziskus. St. Franziskus ist der Name unserer neuen Pfarrei, die aus unseren drei Gemeinden St. Marien, St. Severin und St. Jakobus zusammengeführt wird. Doch was hat es mit dem Heiligen Franziskus eiegntlich auf sich? Und was hat Papst Franziskus damit zu tun? Und warum gerade dieser Name für unsere Gemeinde? Diesen Fragen wollen wir auf dieser Seite ein wenig nachgehen. Gerne sind Sie auch eingeladen, Ihre eigenen Gedanken oder Anregungen uns zu schicken, die wir dann hier veröffentlichen. So dass sich im Laufe der Zeit unsere Gemeinde St. Franziskus auch tatsächlich mit dem Namen unsere Pfarrpatrons vielleicht immer mehr identifiziert.

Auf dieser Seite finden sich folgende Inhalte:

St. Franziskus – Ist der Name Programm?

Der Name St. Franziskus wurde von den Gemeindemitgliedern gewählt. Diejenigen, die ihn vorschlugen und alle, die für ihn gestimmt haben, wollten damit eigene Wünsche und Erwartungen aber auch Überzeugungen zum Ausdruck bringen.

Was genau Sie mit dem Namen verbinden, weiß ich nicht, aber man kann es vermuten. Der Name St. Franziskus, der Heilige Franz von Assisi, steht wie kein anderer Heiliger für Armut und Einfachheit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe und Verbundenheit und Liebe zur Schöpfung. Außerdem gilt er als Wiederaufbauer der Kirche.

Unser Papst, der ebenfalls den Namen Franziskus gewählt hat, mag bei der Wahlentscheidung auch eine Rolle gespielt haben. Er versucht in seinem Pontifikat, diese Aspekte des Heiligen zu leben und alle Gläubigen zu ermuntern, dies ebenfalls zu tun: Einfachheit, Barmherzigkeit und Liebe zu den Armen sowie Sorge um die Schöpfung. Hier ist sicher seine zweite Enzyklika „Laudato si“ („Gelobt seist du“) ein wesentlicher Meilenstein seines Pontifikats.

Eine Biographie des Heiligen Franziskus findet sich weiter unten auf dieser Seite oder kann zum Beispiel auch auf der Seite franziskaner.net nachgelesen werden. Den meisten dürften die Legenden von der Vogelpredigt und der Begegnung mit dem Wolf von Gubbio bekannt sein, wie auch die „Erfindung“ der ersten Weihnachtskrippe und besonders der „Sonnengesang“, der Lobpreis der Schöpfung.

Was bedeutet es also, wenn unsere Pfarrei diesen Namen trägt? Ist der Name Programm? Wenn ja, was und vor allem, wie können wir dieses Programm in unserem Pfarrleben lebendig, sichtbar und spürbar werden lassen? Wie können wir die Kirche bei uns (wieder) aufbauen? Wie können wir Barmherzigkeit und Armenliebe leben? Wo können wir in unseren Gemeinden die Schöpfung pflegen und schützen?

Es wäre schön und wünschenswert, wenn sich Gemeindemitglieder finden, die Ideen zur Umsetzung haben und diese veröffentlichen, um Gleichgesinnte zu finden. Gerne auch in Zusammenarbeit mit „Menschen guten Willens“, wie Papst Franziskus in seiner neuesten Enzyklika „Fratelli tutti“ formuliert.

Als ermutigendes Beispiel mag die Teilnahme am „Gute Nacht Café“ dienen, ein Übernachtungsangebot für Obdachlose, das in unserem Gemeindeverband seit 10 Jahren praktiziert wird. Es wird in Zusammenarbeit mit verschiedenen Pfarreien und Gruppen in Köln unter Leitung der Obdachlosenseelsorge der katholischen Kirche im Gubbio, dem ehemaligen Franziskanerkloster in der Ulrichgasse, organisiert. Leiterin ist die Franziskanerschwester Christina Klein. In unserem Team ist jede:r willkommen, die/der sich für diese Aufgabe einsetzen möchte. Auch in diesem schwierigen Corona-Winter kann das Angebot Dank dem mutigen Einsatz zahlreicher Teammitglieder aufrechterhalten werden.

Wer immer sich für die franziskanische Idee einer armen, barmherzigen, liebenden,schöpfungsverbundenen Kirche begeistert, ist herzlich eingeladen, Ideen und Vorschläge an uns heranzutragen, damit sie auf unserer Homepage veröffentlicht werden.

Brigitte Kellermann-Pauli für den Pfarrgemeinderat

Papst Franziskus – Name ist Programm

„Der Karneval ist vorbei!“ Diese Worte, mit denen Jorge Mario Bergoglio die traditionelle Festkleidung der Päpste zurückgewiesen haben soll, könnte ihn den Kölnern unsympathisch machen. Tatsächlich präsentierte sich der neue Papst dem Volk in schlichtem Weiß statt mit Brokatstola, mit einem einfache Blechkreuz statt goldenem Brustkreuz und ausgetretenen Gesundheitslatschen statt schicker roter Schuhe. Mehr noch als solche Äußerlichkeiten sollte die Namenswahl des frisch gewählten Kirchenoberhauptes die Traditionalisten im Vatikan beunruhigen – Franziskus.

Papst Franziskus (c) Foto: Christine Limmer In: Pfarrbriefservice.de

Das hatte noch keiner seiner Vorgänger gewagt. Denn das Leben des heiligen Franz von Assisi stand im krassen Gegensatz zum Auftreten der römischen Kirche. Während Franziskus seiner Karriere entsagte, erweiterte Papst Innocenz III. den Kirchenstaat und ernannte sich zum obersten Lehnsherrn halb Europas. Während Franziskus all seinen ererbten Reichtum an die Armen verteilte, kassierte der Papst das Vermögen von Häretikern. Während Franziskus sich zum Ärmsten der Armen machte, predigte Innocenz am Weihnachtstag über sich selbst: „in die Mitte gestellt zwischen Gott und dem Menschen, unter Gott und über dem Menschen, kleiner als Gott und größer als der Mensch, Richter über alle und von niemand […] zu richten“. Franziskus folgte einem Leben nach dem Evangelium "sine glossa" (ohne Hinzufügungen oder Veränderungen), während das 4. Laterankonzil in Abänderung des Evangeliums die Macht der Kirche stärkte. Der jetzige Papst hatte sich etwas dabei gedacht, als er diesen Heiligen zu seinen Namenspatron wählte. An den heiligen Franziskus war Christi Stimme ergangen: „Baue mein Haus wieder auf, es gerät in Verfall.“ Papst Franziskus sagt, wie er die heutige Kirche wieder aufrichten möchte:

    Er möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen – kein Vermögen für die Kirche, sondern Hilfe für die Notleidenden.

    Er möchte den Dialog mit den Atheisten und den Nicht-Glaubenden das Evangelium näher bringen.

    Er möchte ein Leben nach dem Vorbild Jesu Christi, das das Evangelium "sine glossa" nimmt.

    Er möchte das Lob der Schöpfung. Das heutige Laudato si sieht er im Einsatz für eine sozial gerechte und menschenwürdige Gesellschaft und gegen Umweltverschmutzung, Klimawandel, Wegwerfgesellschaft und gegen das neoliberale Wirtschaftssystem, mit dem die Erste die Dritte Welt ausbeutet.

    Er möchte eine Erziehung zu einem ökologischen und sozialen Bewusstsein und zur Spiritualität.

    Er möchte die Missbrauchsskandale restlos aufklären und die Täter zur Verantwortung ziehen. Der „Schrei der Kleinen, die Gerechtigkeit fordern" - „verpflichtet uns, zusammen gemeinschaftlich, ehrlich und gründlich zu diskutieren, wie wir diesem Übel entgegentreten können, das auf der Kirche und der Menschheit lastet." In seinem Sinne hat der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle angemahnt: „Unser Mangel an Verantwortung gegenüber dem Leiden der Opfer ging sogar so weit, dass die Opfer zurückgewiesen und der Skandal verdeckt wurde, um die Täter und die Institution zu schützen." Das habe das Volk verletzt und eine tiefe Wunde hinterlassen „in unserer Beziehung mit denen, denen wir geschickt sind, um ihnen zu dienen."

    Gerade das muss uns Kölnern Papst Franziskus sympathisch machen.

Stefan Heep für den Pfarrgemeinderat

Franz von Assisi: Armer, reicher Heiliger

Kaum ein Heiliger hat bis heute eine solche Anerkennung gefunden wie Franz von Assisi (1181/82-1226). Vielseitig und beliebt ist er: als Patron der Armen, Blinden, Lahmen, Strafgefangenen, Sozialarbeiter und Schiffbrüchigen; außerdem dient er als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Religionen. Papst Johannes Paul II. erklärte ihn im Jahr 1980 zudem zum Patron des Umweltschutzes und der Ökologie - im selben Jahr, als in Deutschland die Grünen auf der politischen Landschaft erschienen.

Franz von Assisi (c) pixabay

Franziskus' Gedenktag - der 4. Oktober - wird weltweit außerdem als Tierschutztag begangen. Sein Lebensthema war die bedingungslose Nachfolge Christi. Arm wollte er es dem armen Christus gleichtun. Nicht nur den Menschen, sondern auch Tieren, Pflanzen und der gesamten Natur wollte er das Evangelium von der Liebe Christi verkündigen. Und mit dieser Botschaft gewann er schon zu Lebzeiten keineswegs nur Freunde.

Innerer und äußerer Wandel nach dem Krieg

Der eigene Vater verstieß ihn. 1206 enterbte Pietro Bernardone seinen Sohn vor den Augen des Bischofs von Assisi. Der wohlhabende Kaufmann hatte sich das Leben seines Sohnes Giovanni Battista Bernardone anders vorgestellt. Er wollte ihn zum Kaufmann machen und ließ ihm eine gute Ausbildung zuteilwerden. Der Sohn lernte Lesen, Schreiben, Rechnen, Latein und Französisch.

Nach einer unbekümmerten Jugend und ehrgeizigen Träumen von hohen Ritterwürden wurde Franz von Assisi 1205 durch das Miterleben eines Kriegszuges in Apulien krank und innerlich umgewandelt. Bei einem Gebet in San Damiano fühlte er sich von der dortigen Kreuzikone persönlich angesprochen. Die Legende berichtet, Christi Stimme habe zu ihm gesprochen: "Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät." Sodann führte Franz von Assisi ein mönchisches Büßerleben in Gebet und strengem Verzicht und stellte zerfallene Kapellen in seiner alten Heimat wieder her.

Fortan zog er als Wanderprediger durch das Land, wie einst Jesus in Armut und Demut. Bei den einen, insbesondere auch dem hohen Klerus, erntete er dafür nur Hohn und Spott, andere schlossen sich ihm an: Sie trugen das Gewand der armen Leute - eine grobe Tunika mit Kapuze und einen Strick als Gürtel.

Franz von Assisi: Der arme "Franziskaner"

Der Nährboden für die armen oder "minderen" Brüder, wie Franziskus sie selbst nannte, war im 13. Jahrhundert bereitet. Die Gesellschaft befand sich im Umbruch. Die Städte blühten auf, die Menschen zog es weg von den bäuerlich dominierten Strukturen, hin zu städtischen Lebensformen. Das zeigte dramatische Veränderungen in allen sozialen und wirtschaftlichen Bereichen. Der Gegensatz zwischen Arm und Reich wuchs, Autoritäten wurden hinterfragt und die Kritik an der unfrommen und ausschweifenden Lebensweise auch hoher kirchlicher Würdenträger nahm zu.

Empfang der Wundmale 

Die neue Saat der Bettelorden ging auf. Doch damit standen Franziskus und seine Gefährten dem Glanz und der Glorie von Papsttum und höfischem Zeremoniell entgegen. Aber was keiner für möglich hielt, geschah: Papst Innozenz III. gewährte Franziskus 1209 eine Audienz. Und das Kirchenoberhaupt erkannte die Regel der armen "Franziskaner" an. Ein Traum soll dafür den Ausschlag gegeben haben: Innozenz habe gesehen, wie der arme Franz von Assisi die reiche, aber kippende Kirche stützte. Damit gewann die arme Bewegung selbst an Macht, bald schlossen sich ihr auch Frauen an.

1219 reiste Franz als Missionar nach Palästina und schloss sich dem Kreuzfahrerheer an, das auf dem Weg nach Ägypten war. Er versuchte mit dem Sultan während des fünften Kreuzzugs in Gesprächen Frieden zu schaffen. Erfolg hatte er zwar nicht damit, aber seine Mission wurde legendär. Nach seiner Rückkehr stellten sich neben gesundheitlichen Problemen jedoch auch Schwierigkeiten mit seinem Orden ein. Er fand die Ordensbrüder in Uneinigkeit vor und trat daraufhin von der Leitung der Gemeinschaft zurück.

Zwei Ereignisse vor seinem Lebensende halten sein Andenken bis heute jedoch überaus lebendig. 1224 empfing er auf dem Berg La Verna die Wundmale Christi. Und ein Jahr zuvor erfand Franziskus das Weihnachtskrippenspiel - mit lebenden Figuren. In einer Felsnische bei Greccio standen zwei Tiere: ein Ochse und ein Esel. Mit ihnen und seinen Brüdern stellte Franz das Weihnachtsgeschehen nach. Als Franziskus am Abend des 3. Oktober 1226 in der Portiuncula-Kapelle starb, war es für ihn wie ein Triumphzug. Frei und unbeschwert kehrte er zu seinem Schöpfer heim.

Von Markus Schüppen/katholisch.de

Franziskus von Assisi – Fragen an einen Franziskaner heute

P. Robert Jauch OFM, seit 1982 Franziskaner, antwortet.


Was ist für Sie der Kern der franziskanischen Idee?

Franziskus von Assisi ist mehr als nur eine Idee. Er war fasziniert von der Liebe Gottes und wußte sich berufen, diese Liebe den Menschen weiterzuschenken. Dabei hatte er besonders die im Blick, die oft durch das Raster der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit fallen. So bekam er die Kraft, Aussätzige aufzusuchen, statt sie zu fliehen; und er konnte sie umarmen und küssen. Das ist nur ein Beispiel seiner Großherzigkeit.

Was fasziniert Sie am Hl. Franziskus besonders?

Das Beispiel seiner Christusliebe ist erfrischend zeitlos. Seine Kritik an dem Egoismus in seiner Zeit verbindet er dabei mit einer unverbrüchlichen Treue zur Kirche, die sich nicht in der Ablehnung der konkreten Kirche und ihrer Amtsträger verliert. Franziskus von Assisi überzeugt durch sein Lebensbeispiel, das offenbar schon zu seinen Lebzeiten viele mitgerissen hat.

Warum sind Sie in den Franziskaner-Orden eingetreten und nicht in einen anderen Orden?

Ich hatte – unverbindlich – verschiedene Orden schon kennengelernt. Die Gründergestalt der Franziskaner, das Beispiel und die Gesprächsbereitschaft verschiedener Mitbrüder, die ich im Vorfeld schon kennenlernen durfte, und die Tätigkeitsbereiche der Franziskaner: das hat wohl den Ausschlag gegeben, daß ich bei ihnen um Aufnahme anfragte. Ein befreundeter Prälat hat mir auch geraten: „Geh zu einem alten Orden; der hat sich schon manche Hörner abgestoßen, mit denen jüngere sich noch herumschlagen müssen.“  

Wie versuchen Sie, die franziskanische Überzeugung zu leben?

Seit 800 Jahren versuchen unsere Mitbrüder, dem hl. Franziskus nachzueifern; und keiner hat es, glaube ich, wirklich geschafft. Insofern hat der Scherz: „Franz is kaner!“ (= Franziskus ist keiner) einen wahren Kern. Aber es gibt eine großartige, bunte Palette von herausragenden Franziskanergestalten auf allen Kontinenten und in allen Epochen. Wer bin ich dagegen? Mich leitet in meinem Leben das, was der hl. Franziskus in seinem Testament von Siena als Programm knapp zusammengefasst hat: die gegenseitige Liebe der Brüder „zum Zeichen des Gedenkens an meinen Segen und an mein Vermächtnis“; die Liebe zu „unserer heiligen Herrin Armut“ und ihre Beobachtung; schließlich, „daß sie [die Brüder] immer den Prälaten und Klerikern [gemeint ist die gesamte kirchliche Hierarchie] der heiligen Mutter Kirche treu und untergeben sein sollen“. Das war wohl nie einfach und ist es auch heute nicht. Franziskus von Assisi mahnt und motiviert mich da sehr konkret.

Was ist an der franziskanischen Idee heute noch aktuell?

Das Lebensideal des hl. Franziskus hat sich als wirklich zeitlos erwiesen. Deswegen strahlt sein Beispiel bis heute. Wir haben, Gott sei Dank, durch die Forschungen der letzten Jahrzehnte relativ viele Texte von ihm erhalten; im Vergleich zu anderen mittelalterlichen Heiligen sind es erstaunlich zahlreiche Zeugnisse von ihm. Und diese Texte sind bis heute eine mögliche Fundgrube für Menschen, die Orientierung im christlichen Glauben suchen. Ich will nicht mit Aufzählungen langweilen. Offenbar sind diese Quellen mit die Ursache dafür, dass das franziskanische Lebensideal überall Nachfolger findet und sich als lebens- und begeisterungsfähig erweist.  

Hat Papst Franziskus Ihrem Leben als Franziskaner ein neues Gewicht, einen neuen Impuls gegeben?

Der erste Papst, der den Mut hat, sich den Namen des Heiligen aus Assisi zu geben; das war schon ein besonderes Ereignis für die Kirchengeschichte. Dazu ist er der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Das hat auch mich anfangs begeistert. Die Aufmerksamkeit des derzeitigen Papstes für die Armen, die es leider immer noch trotz der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung und trotz des wissenschaftlichen Fortschritts gibt, zeichnet ihn persönlich wirklich aus. Erfrischend finde ich die unkonventionellen Ideen, die er manchmal an den Tag legt. Und wenn er Möglichkeiten sieht, konkret Armen zu helfen, dann handelt er, ob es um Armenspeisungen geht, Präsente zu Weihnachten oder darum, einen armen Menschen durch einen persönlichen Telefonanruf aufzumuntern, wo auch immer auf der Welt. Da ist er immer wieder für positive Überraschungen gut. Die offiziellen Appelle zu Frieden und Gerechtigkeit zeugen davon, wie vielfältig der Papst sich anrühren lässt vom Leid und Elend vieler Menschen. Manche seiner Rezepte, z. B. in seinen Enzykliken, werden von Fachleuten bisweilen kritisiert. Hier sollte das Lehramt mehr auf die Umsetzung dessen, was die globalen Missstände zu wenden vermag, vertrauen, was mündige und kundige Laien beizusteuern vermögen. Der Job des Papstes, wenn ich das mal salopp ausdrücken darf, ist die Verkündigung des Glaubens. Andere können das andere besser und sind als Laien gefordert; das ist ihr wertvoller Beitrag zu Kirche.
Was die Lehrverkündigung dieses Papstes betrifft, ist mir manches im besten Sinne des Wortes frag-würdig. Leider bleiben manche Zweifel (lateinisch: Dubia) von ihm einfach unbeantwortet. Papst Franziskus ist in dieser Beziehung halt auch nur ein Mensch. Gut, dass wir in jeder Messe auch namentlich für den Heiligen Vater beten.    

Die Franziskaner sind im Hl. Land an vielen wichtigen Orten vertreten und unterhalten zahlreiche Pilgerhäuser dort. Sie selbst waren mehrere Jahre in Jerusalem.

Das Heilige Land ist von Franziskus von Assisi her die „Perle unserer Missionen“. Das hat mit dem Wunsch des Heiligen zu tun, die Fußspuren unseres Herrn Jesus Christus auszumachen, um in ihnen wandeln zu können. Deswegen auch drängte es ihn, das Land des Herrn kennenzulernen. Seit dem 14. Jahrhundert nehmen Franziskaner mit ausdrücklichem päpstlichen Segen die Seelsorge der Kirche im Nahen Osten wahr, behüten die christlichen Pilgerstätten und kümmern sich um die Menschen, die dort leben. Für mich persönlich war es wichtig, meinen Dienst (=Servizio) in der Kustodie (=Provinz) des Heiligen Landes im Namen der Gesamtkirche und im Auftrag des Papstes zu tun. Das durfte ich 2005-2010 in Jerusalem an verschiedenen Orten tun. Dafür bleibe ich dankbar.

Junge aus Betlehem als Franziskaner verkleidet

Ich habe dieses Bild in Betlehem an Erscheinung des Herrn (6.1.) 2010 aufgenommen. Aus jahrhundertelanger Verbundenheit mit den Franziskanern kleiden Eltern ihre Jungs zu besonderen Anlässen festlich mit einem solchen Kostüm an. Also mit einer anderen Motivation als bei den „Habitkostümen“ zu Karneval, die man im Rheinland beobachten kann. Die Pfarrei Betlehem ist wie die in Nazareth und in Jerusalem immer von Franziskanern betreut worden. Man muss bedenken, dass von 1342 bis 1874 Kirche in Palästina nur durch die treue Präsenz der Franziskaner gab. In diesen Jahrhunderten gab es weder einen Bischof, noch Prälaten, noch Ordinariate. 1342 bekräftigte die päpstliche Bulle „Gratias agimus“ den Dienst der Franziskaner an den hl. Stätten im Land des Herrn; 1874 belebte der Vatikan das alte Patriarchat Jerusalem mit der Einsetzung eines Bischofs erstmals wieder neu.

Der Junge hat eine Plastikpistole in der Hand. Die Kinder dort kennen Waffen mehr als unsere Kinder, denn sie begegnen bewaffneten Soldaten zumindest an den Checkpoints täglich. Der Habit zeigt die christliche Überzeugung und kirchliche Beheimatung, die die Franziskaner nach Palästina gebracht und dort durch ihr Wirken in Treue bewahrt haben. Für die Menschen dort ist, historisch gewachsen, römisch-katholisch identisch mit franziskanisch. Der Habit bezeichnet die Zugehörigkeit zur lateinischen Kirche, und das mehr als ein Kreuz oder eine Heiligenstatue. Zu der „Waffe“: Pistolen und Gewehre habe ich auch an Karneval als Cowboy oder Indianer geliebt.

Der hübsche palästinensische Junge vereinigt in diesem Bild die Zerrissenheit des Lebens in Betlehem. Das Bild weist auch darauf hin, wie bedrückend die Lage der Christen in Betlehem ist, was an Weihnachten 2020 – zusätzlich geprägt durch Corona-Lockdown – in extremer Ausprägung spürbar wird. Ich weiß nicht, wie hoch der Prozentsatz der Einheimischen ist, die ganz wesentlich von den Pilgern leben, die jetzt nicht kommen dürfen. Der Pfarrer von Betlehem verteilt Geld, das weltweit gesammelt wird, an seine Pfarrkinder, auch um sie ermutigen, trotz der schweren Lage nicht auszuwandern.

P. Robert Jauch ofm

Junge aus Betlehem als Franziskaner verkleidet (c) P. Robert Jauch ofm, 2010

Franziskus von Assisi – Fragen an eine Franziskanerin heute

Schwester Christina Klein, OSF, seit 1982 Franziskanerin, tätig im GUBBIO, der katholischen Wohnungslosenseelsorge in Köln und Koordinatorin der „Gute Nacht Cafés“.

Was ist für Sie der Kern der franziskanischen Idee?
Der Weg von Franziskus war nicht von Anfang an vorgezeichnet. Franziskus war ein Suchender. Dies blieb er Zeit seines Lebens. Nach Jahren des Suchens um seinen Weg wählte er das Evangelium als Maßstab und Richtschnur für sein Leben.

Was fasziniert Sie am Hl. Franziskus besonders?
Die Solidarität mit den Kranken und Armen - Für Franziskus ist der entscheidende Moment der Umkehr in seinem Leben, als er einem Aussätzigen begegnet, diesen umarmt und küsst. Er führt den Neubeginn seines Lebens auf das Eingreifen Gottes zurück. Sein Ekel vor den Aussätzigen wendet sich schlagartig in Erbarmen, Barmherzigkeit und liebevolles Mitleid, das so weit geht, dass er Aussätzige pflegt und zeitweise bei und mit ihnen lebt. Er wendet sein Leben den Menschen zu, die am Rand, unter dem Existenzminimum leben und denen, die keine Zukunftsperspektive haben, oder wegen ihrer Krankheit verbannt wurden. 

Bewahrung der Schöpfung - Franziskus sieht seine eigene Existenz als Geschenk Gottes. Die Schöpfung ist für ihn eine gute Gabe, in der sich Gott den Menschen offenbart. In allen Dingen dieser Erde sieht er die Spuren des Herrn. Die Vogelpredigt ist ein Beispiel für das Schöpfungsverständnis des Heiligen aus Assisi. Die Liebe zur Natur, die in der Liebe zu Gott fest verwurzelt ist, nimmt durch die Schöpfung eine wahrnehmbare Gestalt an. Er fühlt sich für alle Geschöpfe verantwortlich.

Was ist an der franziskanischen Idee heute noch aktuell?
Die franziskanische Spiritualität ist in der heutigen Zeit sehr aktuell. Von den meisten Überlieferungen und Erzählungen über den Heiligen aus Assisi kann ein Bogen in die Gegenwart gespannt werden. Sei es in Bezug auf seine Solidarität im Umgang mit Armen und Kranken, sein Vertrauen auf Gott und sein Glaube, dass sich alles zum Guten wendet, sein Verhalten der gesamten Schöpfung gegenüber oder seine radikale Geschwisterlichkeit.

Warum sind Sie in den Franziskaner-Orden eingetreten und nicht in einen anderen Orden?
Die Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung von Olpe habe ich während meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in Schönebeck / Elbe kennen gelernt. Angesprochen hat mich ein Leben nach dem Vorbild des heiligen Franziskus und die eucharistische Anbetung. In unserem gemeinsamen Leben tragen wir füreinander Sorge und ermutigen uns auf dem Weg, das Evangelium immer besser zu verstehen und zu leben. Wir wollen ein einfaches Leben führen, das, was wir haben, mit anderen teilen und offen sein für die Sorgen und Nöte unserer Mitmenschen, besonders der Ärmsten.

Hat Papst Franziskus Ihrem Leben als Franziskanerin ein neues Gewicht, einen neuen Impuls gegeben.
„Streck dem Armen deine Hand entgegen“ (vgl. Sir 7,32) - Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der Armen am 15. November 2020 - Zitat: „Wie aktuell ist diese alte Lehre auch für uns! Das Wort Gottes überschreitet nämlich Raum, Zeit, Religionen und Kulturen. Die Großzügigkeit, die den Armen unterstützt, den Betrübten tröstet, die Leiden lindert, gibt dem die Würde zurück, der ihrer beraubt ist, sie ist Bedingung für ein ganz und gar menschliches Leben. Die Entscheidung, den Armen Aufmerksamkeit zu widmen wie auch ihren vielen verschiedenen Bedürfnissen, darf nicht von der verfügbaren Zeit oder von privaten Interessen abhängen noch von blutleeren Pastoral oder Sozialprojekten…“
Für mich ist es wichtig, als Ordensfrau und Obdachlosenseelsorgerin den Mitmenschen am Rand der Gesellschaft zur Seite zu stehen, sie zu begleiten, für sie da zu sein, sie so anzunehmen wie sie sind und sie im Vertrauen auf die Gegenwart Gottes zum nächsten notwendigen Schritt zu ermutigen.

Die Fragen stellte Brigitte Kellermann-Pauli.

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