Heilig-Geist-Kirche
Bunzlauer Straße 25
50858 Köln-Weiden
Als die Einwohnerzahl Weidens Ende der 60er Jahre stark anwuchs, stellte man fest, dass die ja ursprünglich nur als Notkirche errichtete Marienkirche zu klein war.
Der Kirchenvorstand unter Leitung des langjährigen Pfarrers Albert Kindle stellte im März 1958 beim Erzbistum Köln einen Antrag auf Genehmigung der Vorplanung einer neuen Kirche oder auf Erweiterung der vorhandenen Notkirche St. Marien.
Das Generalvikariat entschied sich für den Bau einer neuen Pfarrkirche und schlug den Ankauf eines Grundstückes an der Bunzlauer Straße vor.
Die Wahl eines Grundstückes südlich der Aachener Straße hatte zwei Gründe. Zum einen gab es in dem dicht bebauten Areal nördlich der Aachener Straße kein geeignetes Grundstück mehr. Zum anderen hatte die Vorplanung für eine extensive Wohnbebauung im Süden der Ausfallstraße bereits begonnen, so dass sich absehen ließ, dass die Kirche einmal Mitte eines dicht besiedelten Gebietes sein würde. Dieses Grundstück wurde im Jahr 1963 gekauft.
Das Architekturbüro Rotterdam (Bernhard Rotterdam sen. und sein Sohn Bernhard jun.) legte im April 1965 ein Konzept vor, mit dessen Verwirklichung im Jahr 1966 begonnen wurde.
Die Heilig-Geist-Kirche wurde am 17. September 1972 von Weihbischof Dr. Augustinus Frotz konsekriert.
Der mit Ziegeln verkleidete, in Beton gegossene Kirchenbau steht frei inmitten einer parkähnlichen Anlage. Respektvoll, aber auch um die Kirche als Solitär zur Wirkung zu bringen, halten die Bauten des Pfarrzentrums Abstand zu ihr. Mit ihrem markanten Turm behauptet sie sich gegen die vielgeschossige jüngere Nachbarbebauung, die sich von Westen dicht an die Kirche herandrängt.
Am Außenbau sind die Baukörper, die den Kernbau bilden, an den unterschiedlichen Dachneigungen ablesbar. Der Doppelkörper, der den Raum der Gemeinde birgt, macht durch seine Pultdächer, die sich voneinander abspreizen, auf sich aufmerksam. Aus dem südlichen der beiden Pultdächer entwickelt sich das horizontal geführte Chordach. Damit ist der Kernbau nicht nur durch den mehrfachen Richtungswechsel seiner Umfassungswand gekennzeichnet, sondern auch durch die unterschiedlichen Neigungswinkel seiner Dachflächen. Um die innere Zugehörigkeit sichtbar zu machen, setzt sich das Spiel der Dachneigungen sowohl am Glockenturm als auch an dem kleinen Treppenturm fort.
Das querrechteckige, von Sepp Hürten 1996 geschaffenen Betonrelief über dem Portal zeigt ein hohes Maß an Plastizität. Tiefe und breite Schluchten wechseln mit etwa gleich breiten erhabenen Strängen. Sie sind mit quadratischen Platten durchsetzt, die als Basis für die ihnen aufgesetzten und leicht aus der Mitte verschobenen flachen Kuben dienen, sowie mit langgestreckten Quadern, die den Strängen aufgesetzt sind. Gemeinsam ist allen Elementen eine mehr oder weniger horizontale Lagerung.
Das Relief lässt mehrere Deutungen zu. Es kann als Chiffre des industriellen Zeitalters gelesen werden, denn seine Ähnlichkeit mit dem Schaltplan einer Industrieanlage ist nicht zu übersehen. Auch erinnert es an die graphische Darstellung eines Verkehrsnetzes mit seinen vielen Verknüpfungspunkten. Eine andere Assoziation ist die eine Kreuzweges mit einigen besonders hervorgehobenen Stationen.
Der vierarmige, pyramidenförmig geführte Unterbau für den von Sepp Hürten entworfenen Wetterhahn fasst die vier „Zinnen“ des Turmes zusammen. Der aus ihrer Spitze heraussteigende Mast trägt eine rautenförmige Kreuzgloriole und darüber den Hahn.
Der breite und niedrige Eingang mit dem vierflügeligen Bronzeportal führt unter die quer vor die Eingangswand gespannte, von vier schlanken Pfeilern gestützte Orgel- und Sängerempore. Der niedrige Raum unter der Empore dient als Vorhalle, von der aus die kleine Turmkapelle an der West- und die große Taufkapelle an der Ostseite zu erreichen sind.
Die mit Tuffziegeln verkleideten Wände, winkeln zunächst ein Stück weit von der Raumachse ab, um sich dann in einer Gegenbewegung wieder auf sie zuzubewegen.
Sowohl die raumschaffende Bewegung der Wände als auch die machtvolle Bewegung der Decke machen den Chor zum eigentlichen Raumzentrum.
Der Grundriss der Kirche erweist sich insofern als nachkonziliar, da er die Gemeinde auf den Altar hin zu richten vermag. Weil aber dem Altar ein eigener Raum zugewiesen und die Gemeinde deshalb von einer Seite aus in starren Reihen auf den Altar ausgerichtet ist, verliert der Raum die Möglichkeit, die Gemeinde um den Altar zu versammeln.
Die 1990 von Ludwig Schaffrath entworfene künstlerische Verglasung greift die den Raum umgebende Bewegung des Oberlichtbandes auf und fügt ihr eine eigene Dynamik hinzu. Der silbrig-graue Grundton des Lichtbandes wird mittels ungleich breiter, auf einige wenige Farben beschränkter Farbstreifen zu reicher Farbigkeit gebracht. Dominante Farbe ist ein zum Braun hin abgetöntes Violett, das nur dem breitesten der Streifen vorbehalten ist. Er dient zunächst der Rahmung einer jeden Kassette. Aus diesen rechtwinklig geführten Streifen lösen sich in der Nordwand vereinzelte Bänder mit bogenförmigem Schwung. Gegen Süden nimmt ihre Anzahl stetig zu, um sich schließlich in der Chorwand zu einer von Kreis, Oval und gegenschwingenden Kreisfragmenten formulierten Großform zu verdichten. Die schmalen, andersfarbigen Streifen, denen die Gerade und der Winkel vorbehalten ist, sind dem schwingenden Fluss belebend unterlegt. Mit der auf den Chor hin anschwellenden Farb- und Formdynamik wird die Konzentration der Architektur auf den Altarbezirk unterstützt.
Altar, Ambo und Sedilien sind Werke des Bildhauers Sepp Hürten, der sie aus italienischem Cristallo geschlagen hat.
Der 1970 geschaffene Altar behauptet sich mit seinem Volumen gegen die Weite und Größe des Kirchenraumes. In seiner Gestaltung sind die Vorstellungen von einem Opferblock und von einem Abendmahlstisch zusammengeführt. Vier kräftige, quadratische Eckstützen, die mit einem Flechtbandfries reliefiert sind, tragen die mächtige Mensa. Den Raum zwischen den Stützen füllt ein aus der Flucht der Stützen zurücktretender Steinblock aus.
Der aus dem Jahre 1978 stammende Ambo formiert sich aus einer quadratischen Stele, die oberhalb eines breiten, aus einer Rautenfiguration gebildeten Zierfrieses in eine kelchartige Pultform übergeht.
Von den drei 1970 gefertigten Sedilien ist die mittlere durch eine übergiebelte Rücklehne als Sitz des Liturgen gekennzeichnet. Sie erhält dadurch ein römisch-antikes Gepräge.
Vor der östlichen Schulterwand steht auf einer Marmorkonsole die Statue „Maria mit Kind“. Maria steht auf einer von Engeln in der Schwebe gehaltenen Wolkenformation. Bekleidet mit einem gegürteten Unter- und einem nur locker über die rechte Schulter geschwungenen Obergewand, hält sie mit einer leichten, nur angedeuteten Geste der Linken ihren unbekleideten Sohn. Dieser lehnt sich stehend gegen einen Bausch des Obergewandes und breitet lächelnd seine Arme in Richtung des Betrachters aus. Mariens seitlich abgewinkelte Rechte, die auch ihre Blickrichtung bestimmt, greift, Aufmerksamkeit für ihr Kind heischend, in den Raum. Ein Schleier bedeckt ihr Haupt und ihre Schultern, gibt aber die Partie ihres Haares frei, die ihr Antlitz umgibt.
Maria ist als jungfräuliche Mutter Jesu Christi dargestellt. Ihre Jungfräulichkeit deuten die unbedeckten Partien ihrer Haare an, auf ihre Mutterschaft weist die leichte Andeutung ihrer Brüste. Die Nacktheit Jesu verweist auf sein wirkliches, auf sein wahres Menschsein.
Der Tabernakel steht vor der westlichen Schulterwand auf einer mächtigen Marmorkonsole. Sepp Hürten hat ihm 1970 die Gestalt eines giebelständigen Hauses gegeben. In die vergoldete Fläche, die in einen offenen, betont spitzen Giebel übergeht, sind zwei schmale Türflügel eingelassen. Sie sind mit je 18 gemurgelten Halbedelsteinen, die in Fünferformation aufgesetzt sind, bedeckt.
Unterhalb des Giebels zieht ein quadratischer, auf die Spitze gestellter, handtellergroßer Bergkristall den Blick auf sich.
Der Tabernakel hat eine bronzene Schutzvorrichtung, die die Form des Tabernakels aufnimmt. Ihre beiden Flügel zeigen Weinranken und Reben als Hinweis auf die Eucharistie.
Das Cruzifix hängt über dem Altar und somit dicht vor dem Raum der Gemeinde. Den Kreuzesstamm schuf 1971 der Frechener Kunstschreiner Wilfried Kuhlmann. Den in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschaffenen Cruzifixus hat die Pfarrgemeinde im Kunsthandel erworben.
Die Balken des sehr elegant wirkenden lateinischen Kreuzes haben einen achteckigen Querschnitt mit kapitellartigen Endungen. Weil die Balken sehr schlank sind und das Stück über dem Querbalken sehr kurz ist, bleibt der Kreuzesstamm optisch respektvoll im Hintergrund, so dass sich alle Aufmerksamkeit auf den Gekreuzigten konzentriert.
Der von dem Architekten und Bildhauer Hans Gerhard Biermann in den Kunstwerkstätten von Maria Laach 1983 aus Muschelkalk geschaffene Taufstein hat eine gelängte Kelchform mit kurzem, leicht ausgestelltem Fuß. Seine Oberfläche ist stark gespickt, so dass sie sehr lebendig wirkt und das Volumen des Taufsteins optisch gemildert wird. Dicht unterhalb des oberen Randes umzieht ein tief eingelassener und deshalb sehr plastischer „Fischfries“ das Becken.
Auf dem kuppelartig aufgebogenen Kupferdeckel befindet sich ein aus dem Metall herausgetriebenes Netz aus schmalen Bändern. Die Bildmotive des Netzes und der Fische nehmen Bezug dem Bibeltext von der Berufung der ersten Jünger zu „Menschenfischern“ [Mt 4,18-22]. Eine aus Bronze gegossene Taube erinnert an die von Matthäus erzählte Taufe Jesu im Jordan und ihre Bestätigung durch den in Gestalt einer Taube erscheinenden Heiligen Geist [Mt 3,13-17].
Der 1977 in der Kirche angebrachte Kreuzweg beginnt im Süden vor dem Tabernakel. Er umfasst 15 statt der üblichen 14 Stationen. Der Bildhauer Josef Wäscher hat dem bronzenen Zyklus noch ein Bild der Auferstehung angefügt. Die Stationen sind auf die Wiedergabe der agierenden Personen beschränkt, auf Andeutungen des Ortes oder der Architekturen ist verzichtet worden. Lediglich die Sedile, auf der Pontius Pilatus sein Urteil spricht, und die Grabhöhle, in die der Leichnam Jesu von Josef von Arimathäa gelegt worden ist, sowie der leere Sarkophag als Zeichen für die Auferweckung sind knapp angedeutet.
Maria sitzt auf einem Felsen. Den rechten Fuß stützt sie auf einem Felsbrocken so ab, dass sie den auf ihrem linken Oberschenkel ruhenden Leichnam ihres Sohnes besser halten kann. Zusätzlich hält sie seinen Kopf mit der Rechten, ihre linke Hand hält die parallel zu seinem Körper ausgestreckte Linke Jesu fest. Dessen rechter Arm hängt senkrecht schlaff hinab, die angewinkelten Beine ruhen leblos auf dem Boden. Bis auf die Seitenwunde ist Jesus von allen Merkmalen des vorangegangenen Leidens befreit. Maria schaut nachdenklich am Antlitz ihres Sohnes vorbei ins Leere. Ihr Gesichtsausdruck ist stumpf, ihre Wangen sind eingefallen und bleich.
Die Komposition der Gruppe ist seitlich durch den rechten Arm und durch die senkrecht abwinkelnden Beine Jesu gefestigt. Umso intensiver wirkt der vom Wind aufgeblähte Schleier. Die polychromierte Holzarbeit dürfte gegen Ende des 19. oder zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschaffen worden sein.
In den ersten Jahren nach der Eröffnung der Heilig-Geist-Kirche stand der Gemeinde dort nur eine gemietete Orgel zur Verfügung.
Ende der 70er Jahre wurde dann die Anschaffung einer neuen Orgel in Angriff genommen. An der Planung der Orgel war maßgeblich der junge Leo Roder beteiligt, der kurz nach dem Abschluss seines Studiums im Sommer 1977 seinen Dienst als Kirchenmusiker angetreten hatte.
Nach langen Planungen, zähen Verhandlungen und zahlreichen Spenden konnte die neue Orgel in Auftrag gegeben werden. Am 1. Adventssonntag des Jahres 1981 konnte diese dann erstmals bei der Orgelweihe erklingen.
Die von der bekannten Orgelbaufirma „Romanus Seifert & Sohn“ aus Kevelaer gefertigte Orgel verfügt über 29 klingende Register und mehr als 2000 Pfeifen. Die Disposition der Orgel wurde von Viktor Scholz und Leo Roder in Abstimmung mit dem Orgelsachverständigen Professor Josef Zimmermann und der Orgelbaufirma vorgenommen.
Am 10. März 1974 feierte die Pfarrgemeinde die Weihe der vier neuen Glocken, die kurz zuvor von der Glockengießerei Mabilon & Co. in Saarburg gegossen worden waren. Das Gemeindemitglied Heinrich Verbeek hatte für jede der Glocken eine Inschrift ausgewählt, die jeweils eine Aussage über den Patron der Kirche macht.
Glocke I
Name: SPIRITUS SANCTUS; Schlagton: d' + 3; Gewicht: 1750 kg; Inschrift: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. (Luk. 1, 35) Hl. Geist-Kirche Weiden/Köln 1974“
Glocke II
Name: ST. MARIA; Schlagton f' + 3; Gewicht 1000 kg; Inschrift: „Da tat sich ihm der Himmel auf und er sah den Geist Gottes wie eine Taube niederschweben und auf sich kommen. (Mt. 3, 16) Hl. Geist-Kirche Weiden/Köln 1974“
Glocke III
Name: ST. GERTRAUDIS; Schlagton g' + 4; Gewicht 700 kg; Inschrift: „Der Anwalt aber, der Heilige Geist, den mein Vater in meinem Namen euch senden wird, er wird euch alles lehren. (Joh. XIV 26) Hl. Geist-Kirche Weiden/Köln 1974“.
Glocke IV
Name: ST. BARBARA; Schlagton b' + 4; Gewicht 400 kg; Inschrift: „Führt euer Gemeindeleben, wie es der Christusbotschaft entspricht, dass ihr in einem Geist festen Stand habt… (Phil. 1 27) Hl. Geist-Kirche-Weiden/Köln 1974“
Die o.a. Texte wurden zu großen Teilen auf der Basis der Festschrift "75 Jahre Katholische Kirchengemeinde St. Marien" erstellt.
Matthias Wiese aus Weiden überflog die Heilig-Geist-Kirche am 09.02.2018 mit einer Drohne und drehte bei Sonnenaufgang einen Film. Der Film zeigt die Pfarrkirche der neuen Pfarrei St, Franziskus einmal aus einer ganz anderen Sicht.
Öffnungszeiten:
Montag-Donnerstag: 09.00 - 12.00 h
Mittwoch: 16.00 - 18.00 h
Unser Spendenkonto:
Katholische Kirchengemeinde St. Franziskus - Caritaskonto
DE87 3706 0193 0013 6640 13 (neu)
Spendenquittungen werden ab Zuwendungen über 300 Euro (neuer Wert) oder auf ausdrücklichen Wunsch ausgestellt.